Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) nimmt mit Interesse und Sorge die Vorschläge der Europäischen Kommission zum neuen Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) 2028‑2034 zur Kenntnis. Von besonderer Bedeutung für die Filmwirtschaft ist das vorgesehene Programm AgoraEU und der enthaltene Strang Media+, der das bisherige Creative Europe MEDIA-Programm ablösen soll.
1. Starke finanzielle Ausstattung des Agora EU Media+ Programms
Die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Films hängt entscheidend von einer soliden finanziellen Unterstützung durch Creative Europe MEDIA bzw. zukünftig Media+ ab. Gerade in einem sich wandelnden Marktumfeld mit global agierenden Plattformen, veränderten Nutzungsgewohnheiten und wirtschaftlichen Unsicherheiten ist eine ambitionierte EU-Förderung kein „nice-to-have“, sondern eine wirtschafts- und kulturpolitische Notwendigkeit.
Dass die europäische Förderpolitik bereits heute Wirkung zeigt, beweisen zahlreiche internationale Erfolge: MEDIA-geförderte Filme feiern regelmäßig Auszeichnungen bei renommierten Festivals wie Cannes, der Berlinale, in Venedig oder beim Internationalen Oscar und machen europäische Geschichten so weltweit sichtbar.
Die SPIO fordert daher eine Sicherstellung der für audiovisuelle Medien reservierten Mittel im Rahmen von Media+ auf mindestens das Niveau des laufenden Finanzrahmens, idealerweise mit Wachstumsperspektive. Dabei muss ein festes Budget innerhalb von AgoraEU eingestellt sein, das exklusiv für Film- und AV-Projekte verwendet wird.
2. Getrennte und gezielt ausgestattete Fördertöpfe für Produktion, Verleih und Kinobereiche
Die Wertschöpfungskette der Filmwirtschaft umfasst klar unterscheidbare Teilbereiche – Produktion, Verleih/Vertrieb sowie Kino. Jeder dieser Bereiche hat eigene Herausforderungen, Förderbedarfe und Zeitachsen.
Dafür braucht es weiterhin einen spezifischen Förderrahmen zur zielgerichteten Allokation von Mitteln sowie eine spezialisierte Expertise in Fördergremien, um eine gezielte Wirksamkeit sicherzustellen. Insbesondere die Bereiche Kino und Verleih geraten dabei häufig ins Hintertreffen, obwohl sie entscheidend für kulturelle Vielfalt und Publikumserreichung sind.
3. Planungssicherheit für die Filmbranche
Audiovisuelle Produktionen, ebenso wie Verleihstrategien oder Investitionen in Kinoinfrastruktur, sind langfristige Vorhaben. Sie basieren auf Finanzierungsmodellen, die Planungssicherheit und Vorhersehbarkeit in der Förderpolitik voraussetzen.
Die derzeit diskutierte Struktur des AgoraEU-Programms, mit breit zusammengefassten politischen Zielen und einer potenziellen Vermischung der Förderstränge (z. B. audiovisuelle Medien, Journalismus, Anti-Desinformation), wirft erhebliche Fragen hinsichtlich der konkreten Verfügbarkeit und Zuweisung von Mitteln für die einzelnen Bereiche der Filmwirtschaft auf.
Neben einer klaren Abgrenzung der Medienförderung von anderen politischen Feldern wie Nachrichtenmedien, Desinformation oder digitaler Demokratiearbeit, muss es eine frühzeitige und transparente Kommunikation zu Vergabekriterien, Ausschreibungsterminen und Mittelausstattung geben. Langfristige, stabile Förderlinien, die in ihrer Struktur nicht jährlich neu definiert werden, sind dabei essenziell.
Die Filmwirtschaft in Deutschland und Europa braucht ein Media+ Programm, das sich klar zu den spezifischen Anforderungen und Realitäten der audiovisuellen Branche bekennt. Nur so kann es seiner kultur-, wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden.
Die SPIO steht bereit, gemeinsam mit den europäischen Institutionen, der nationalen Politik und den Branchenvertretungen an einer effektiven, differenzierten und zukunftsfähigen Ausgestaltung von AgoraEU Media+ mitzuwirken.
Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO) vertritt die Interessen der deutschen Filmwirtschaft in den Sparten Filmproduktion, Filmverleih, Filmtheater und Audiovisuelle Medien. Als Dachverband von 16 Berufsverbänden repräsentiert sie mehr als 1.400 Mitgliedsfirmen. Ziel der SPIO ist es, den deutschen Film in seiner Vielfalt, Qualität und internationalen Wahrnehmung zu stärken und seine Wettbewerbsfähigkeit als Wirtschafts- und Kulturgut zu sichern.